DIE 5 WANDLUNGSPHASEN UND DAS FENG SHUI

Die 5 Wandlungsphasen sind eine Ausweitung des Yin-Yang-Systems und ergeben sich aus diesem. Betrachtet man dieses System genauer, so differenzieren sich die 5 Wandlungsphasen aus dem Wechselspiel von Yin und Yang heraus, und drücken wie diese auch, Qualitäten Schwingungsarten, Bewegungen und Beziehungen aus.

 

Die polaren (nicht dualen) Prinzipien von Yin und Yang interagieren miteinander und aus diesen Schwingungs- bzw. Bewegungsmustern entsteht zunächst ein Potential. Das sogenannte Qi, das seinerseits nichts Statisches, sondern selbst in Bewegung ist. Dabei durchläuft es 5 grundlegende Schwingungsarten, Bewegungsmuster bzw. Phasen. Diese 5 Phasen sind die Grundlegenden dynamischen Prozesse in der Natur und verkörpern die Dynamik des Werdens und Vergehens.

 

Diese 5 grundlegenden Prinzipien sind eine Art Schwingung, Impuls, Bewegung und interagieren ihrerseits miteinander. Im konkreten sind dies: das Ausdehnen, das übergeht in ein Emporsteigen, das wiederrum übergeht in eine gleichmäßig sanfte Bewegung zur Seite, die übergeht in ein zusammenziehen, um dann in ein Absinken überzugehen, das dann wiederum in die erste Bewegung, das Ausdehnen übergeht.

 

Diese Phasen werden metaphorisch mit konkreten Erscheinungen in der Natur benannt:

  • Das Ausdehnen wird als HOLZ (木 mù) bezeichnet. Das dahinterstehende Bild ist, dass sich Pflanzen in alle Richtungen ausbreiten und wuchern. Das HOLZ ist die rastlose, aggressive Energie, die einem kleinen Samenkorn die Kraft gibt sich zu entfalten, zu einem riesigen Baum heranzuwachsen und seine Wurzeln tief ins Erdreich zu treiben um sich zu verankern. (Teilweise wird die Bewegung dieser Phase auch als "nach oben Außen", das in ein "Ausdehnen nach Außen" übergeht, beschrieben.)
  • Das Emporsteigen wird als FEUER (火 huǒ) bezeichnet, da das Feuer unentwegt nach oben strebt. Das FEUER ist die leidenschaftliche, strahlende Energie, die der ERDE, durch die Sonne, eine belebende Energie verleiht.

 

 

  • Die sanfte Seitwärtsbewegung wird als ERDE (土 tǔ) bezeichnet und ist ein Verweis auf die Lebewesen, die sich auf der Erde Bewegen. Die ERDE ist eine stabile, ausgleichende Kraft, die uns die Basis, das Zentrum zur Verfügung stellt, um Halt zu finden und sich zu verwurzeln.

 

 

  • Das Zusammenziehen wird als METALL (金 jīn) bezeichnet und reflektiert auf das Zusammenziehen des flüssigen Metalls beim Abkühlen. Die inspirierende Energie des METALLS, symbolisiert durch die mineralischen Grundstoffe, verleiht der Welt eine Struktur und gibt ihr eine Form.

 

 

  • Das Absinken wird als WASSER (水 shuǐ) bezeichnet, da sich das WASSER immer den tiefsten Punkt sucht. Die anpassungsfähige Energie des WASSERS, die vielseitig genutzt werden kann und alles, mit dem sie in Berührung kommt kräftigt und reinigt. (Teilweise wird diese Phase auch als "nach unten" Absinken, das in ein "nach unten Außen" Absinken übergeht, bezeichnet)

Man sieht sehr gut, dass die 5 Phasen metaphorisch zu verstehen sind. Das bedeutet, dass sie archaische Bilder liefern, mit deren Hilfe die Physische Welt organisiert werden kann. Es ist aber zu berücksichtigen, dass die 5 Phasen immer nur das Maximum einer Phase angeben und außerhalb dieses Maximums wirkt die Vorherige bzw. die Nächste Phase mit hinein. So wird die Farbe Türkis keiner Phase zugeordnet sondern befindet sich zwischen der Phase Wasser und der Phase Holz, je nach Türkiston ist die Phase Wasser dominanter oder die Phase Holz.

 

Die Grundlagen dieses Konzeptes der Weltbeschreibung entstanden vor ca. 3000 Jahren. Ursprünglich waren es nur 4 Phasen, jedoch durch die Entwicklung der Metallurgie kam noch eine weitere Phase hinzu. Anfangs war es nur zur Beschreibung der Natur konzipiert, doch im Laufe der chinesischen Wissenschafts- und Philosophiegeschichte wurde es zum Kernstück der chinesischen Lebenswissenschaften. Es entstand ein immer komplexeres System von Zuordnungen und Assoziationen, mit dem sich übergreifende Bezüge zwischen unterschiedlichen Wissensgebieten herstellen ließen. Schon in der Zeit der kriegsführenden Staaten werden den 5 Wandlungsphasen Himmelsrichtungen, Jahreszeiten und Naturerscheinungen zugeordnet. In seiner heutigen Form geht es auf den Gelehrten Zou Yan 鄒衍 (ca. 305-240 v.Chr.) zurück.

 

Die 5 Wandlungsphasen, wuxing 五行 sind im Westen unter dem Begriff „5 Elemente“ bekannt, doch bedeutet das Zeichen 行 (xing) so viel wie „sich bewegen“, „gehen“, „reisen“, „etwas ausführen“, „Phase“, „Durchgang“, „Weg“, „temporär“. Das Qi wandelt sich ständig und durchläuft gewisse Zustände bzw. nimmt diese an. Es handelt sich demnach nicht, wie im Abendland, um statische unwandelbare Elemente, die in unterschiedlichen Zusammensetzungen die Welt bilden, sondern um einen stetigen Fluss der Veränderung und des Wandelns, der für eine bestimmte Zeit gewisse Formen und „Elemente“ hervorbringt.

 

Diese 5 Phasen, denen alles im Universum zugeordnet werden kann, da alles letztlich ein Produkt der Bewegung und Veränderung, der 5 Aspekte ist, repräsentieren nicht nur Qualitäten, sondern beschreiben auch, auf welche spezifische Weise sie zueinander in Beziehung stehen.

 

Es ergeben sich unterschiedliche Beziehungen und insgesamt fünf Arten der Interaktion der Wandlungsphasen untereinander. Diese sind:

  • Erzeugen/Wachsen/Gebären 生 shēng
  • Überwinden/Bezwingen/Überwältigen 克 kè
  • Kontrollieren/Regulieren/Beherrschen 制 zhì
  • (Um-) Wandeln/Aufheben/Tauen/Verändern 化 huà  
  • Verhöhnen/Verabscheuen/Hassen 惡 wù

Am bekanntesten sind die beiden ersten Formen der Interaktion. Diese werden auch als Erzeugungszyklus und Kontroll- bzw. Zerstörungszyklus bezeichnet und sind am einfachsten zu handhaben. Diejenigen, die sich beginnen mit der Materie zu befassen sollten sich mit dem ersten (Erzeugen) und Vierten (Wandeln/Aufheben) Zyklus befassen. Die Anderen sind schwieriger zu handhaben und erzeugen Spannungsfelder, die bei unsachgemäßer Handhabung eine ungewollte negative Wirkung ausüben können.

Die bildlichen Darstellungen, in denen die 5 Wandlungsphasen kreisförmig angeordnet sind, haben den Vorteil der Übersichtlichkeit, leichten Darstellbarkeit und Vermittelbarkeit, sind jedoch streng genommen Falsch, da der Eindruck vermittelt wird, dass alle Phasen geleichwertig sind. Dies ist jedoch nicht der Fall. Traditionell wird die Phase ERDE in die Mitte/Zentrum gesetzt, im Norden WASSER, im Süden FEUER, im Osten HOLZ und im Westen METALL. Denn die Phase ERDE ist etwas stärker als die anderen. Alle sind von der ERDE abhängig, da alles auf der ERDE stattfindet, in der ERDE sind die Kräfte Yin und Yang gleich groß weshalb es auch die neutralste Phase ist. Das WASSER symbolisiert auch das große Yin, während das METALL das kleine Yin darstellt. Das FEUER symbolisiert das große Yang, während das HOLZ das kleine Yang darstellt.


METALL, ERDE und HOLZ, sind die beständigen Phasen, sie können sich nicht ins Nichts Auflösen, was vor allem für Feng-Shui-Schulen die sich mit der Berechnung der Zeitqualität befassen von Bedeutung sind. Feuer und Wasser können sich ins Nichts auflösen, Wasser kann verdampfen und Feuer erlischt wenn es keinen Brennstoff mehr hat.

Erzeugen 生 shēng: Die 5 Phasen können „einander erzeugen“ 相生 xiāngshēng:

 

 

  • HOLZ erzeugt FEUER, indem es den Brennstoff liefert
  • FEUER erzeugt ERDE, indem es Asche zurücklässt
  • ERDE erzeugt METALL, indem es dieses hervorbringt
  • METALL erzeugt/hilft Wasser, indem es ausgeschwitzt wird bzw. es am Metall kondensiert. Hier gibt es unterschiedliche Interpretationen. Das Zeichen生 shēng bedeutet auch Gebären weshalb man bei diesem Zyklus auch von einem Mutter-Kind-Zyklus spricht, doch das Verhältnis zwischen Metall und Wasser ist etwas anders, sie gelten eher als Freunde, denn das Metall hilft dem Wasser in Erscheinung zu treten.
  • WASSER erzeugt HOLZ, indem es unerlässlich für das Pflanzenwachstum ist.

Überwinden 克 kè: Die  5 Phasen können „einander überwinden“ 相克 xiāngkè:

 

 

 

  • HOLZ überwindet ERDE, indem sie diese entkräftet, ihr Kraft entzieht und sie auslaugt.
  • ERDE überwindet Wasser, indem sie dieses aufnimmt, absorbiert und begrenzt.
  • WASSER überwindet FEUER, indem es dieses löscht.
  • FEUER überwindet METALL, indem es dieses schmilzt.
  • METALL überwindet HOLZ, indem es dieses zerschneidet/spaltet.

Kontrollieren 制 zhì: Die 5 Phasen können sich in einer Triangularität „gegenseitig kontrollieren“ 相制 xiāngzhì:

 

 

  • HOLZ kontrolliert WASSER durch Überwindung der Erde.
  • ERDE kontrolliert FEUER durch Überwindung des WASSERS.
  • WASSER kontrolliert METALL durch Überwindung des FEUERS.
  • FEUER kontrolliert HOLZ durch Überwindung des METALLS.
  • METALL kontrolliert ERDE durch Überwindung des HOLZES.

Wandeln/aufheben 化 huà: Die 5 Phasen können sich in einer Triangulität „gegenseitig aufheben“ 相化 xiānghuà:

 

  • HOLZ hebt die überwindende Wirkung des WASSERS gegenüber dem FEUER auf, weil WASSER das HOLZ erzeugt und HOLZ das FEUER.
  • FEUER hebt die überwindende Wirkung des HOLZES gegenüber der ERDE auf, weil HOLZ das FEUER erzeugt und Feuer die ERDE.
  • ERDE hebt die überwindende Wirkung des FEUERS gegenüber des METALLS auf, weil FEUER die ERDE erzeugt und ERDE das METALL.
  • METALL hebt die überwindende Wirkung der ERDE gegenüber dem WASSER auf, weil ERDE das METALL erzeugt und METALL das WASSER.
  • WASSER hebt die überwindende Wirkung des METALLS gegenüber dem HOLZ auf, weil METALL das WASSER erzeugt und WASSER das HOLZ.

Verhöhnen 惡 wù: Die 5 Phasen können durch umgekehrte Überwindungskräfte „einander verhöhnen“ 相惡 xiāngwù, wenn die zu überwindende Phase zu stark ist:

 

  • HOLZ verhöhnt METALL; z.B. wird ein kleines Küchenmesser nichts gegen einen Mammutbaum ausrichten können. Metall wird stumpf/entkräftet.
  • METALL verhöhnt Feuer; z.B. wird ein kleines Feuer bei einem Stahlträger nichts verändern können. Feuer erkaltet.
  • FEUER verhöhnt WASSER; z.B. wird eine Gießkanne nichts gegen einen Waldbrand ausrichten können. Wasser löst sich auf.
  • WASSER verhöhnt Erde; z.B. wird die Erde nichts gegen eine Überschwemmung ausrichten können. Erde wird ausgehöhlt.
  • ERDE verhöhnt HOLZ; z.B. wird ein Grashalm der Erde keine Kraft entziehen können.

Soviel einmal zu den grundlegenden Zyklen der 5 Wandlungsphasen. Das Gegenseitige Verhältnis zueinander ist jedoch noch viel komplexer.

  • So heißt es, dass ERDE das WASSER überwindet/zerstört, doch für ein fruchtbares Umfeld, in dem Leben ermöglicht wird ist eine ausgewogene Kombination von Erde und Wasser notwendig, sodass in der richtigen Dosierung der Schlüssel für gutes Feng Shui verborgen ist.
  • WASSER, so heißt es, löscht FEUER, doch kann in der richtigen Kombination Wasserdampf zur Energieerzeugung genutzt werden, oder in einem Topf Wasser über dem Feuer ein gutes Essen zubereitet werden.
  • Es heißt, dass das METALL das HOLZ überwindet/zerstört, doch kann ein kleines METALL, richtig eingesetzt das HOLZ veredeln, indem eine Statue, eine Hütte oder ein Möbelstück entsteht. Das HOLZ wird nun nicht mehr zerstört sondern aufgewertet. Ein kleines METALL kann daher durchaus gutes Feng Shui für das große HOLZ sein. Ähnlich kann es sich bei FEUER und METALL verhalten.
  • HOLZ bringt zwar FEUER hervor, doch zu viel HOLZ kann das FEUER ersticken.
  • ERDE bringt METALL hervor, doch eine zu kleine ERDE wird dazu nicht imstande sein.
  • WASSER bringt HOLZ hervor, doch ein zu viel an WASSER kann das HOLZ vernichten.

Es ist ersichtlich, dass immer der Einzelfall geprüft werden muss

Der reduktive Kreislauf

 

 

Zu guter Letzt noch ein Kreislauf der im Normalfall nicht extra genannt wird, der reduktive Kreislauf. Er wird im Feng Shui auch als „Heilmittel“ gegen „schlechtes“ Feng Shui genutzt:

  • HOLZ reduziert/erschöpft WASSER indem es dieses Aufsaugt.
  • WASSER reduziert/erschöpft METALL indem es dieses Korrodieren lässt.
  • METALL reduziert/erschöpft ERDE indem es sie auslaugt.
  • ERDE reduziert/erschöpft FEUER indem es dieses erstickt und löscht.
  • FEUER reduziert/erschöpft HOLZ indem es dieses verzehrt.

Zuordnungen zu den Qualitäten der 5 Wandlungsphasen (Auswahl)

HOLZ

FEUER

ERDE

METALL

WASSER


Wandlungsphasen

Keimen

Schwaches Yang

Wachstum

Starkes Yang

Transformation

Ausgeglichenheit

Reifung/Ernte

Starkes Yin

Speicherung

Schwaches Yin

Phase Bereitstellung von Potential Potential zum Sollwert hinführen Sollwert erreicht, Wendepunkt  Abschlaffend Regeneration
Farbe Grün Rot Gelb/Braun Metallig/Weiß Blau/Schwarz
Geschmack Sauer Bitter Süß Scharf Salzig
Zang-Organ Leber Herz Milz Lunge Niere
Fu-Organ Gallenblase Dünndarm Magen Dickdarm Blase
Emotion Wut Freude Kummer/Sorge Trauer Angst
Öffnungen Augen Zunge Lippen/Mund Nase Ohren
Sinn Sehen Sprechen Schmecken Riechen Hören
Klimafaktor Wind Hitze Feuchtigkeit Trockenheit Kälte
Lebensalter Geburt/Wachstum Entwicklung Reife/Übergang Nachreife/Ernte Genuss der Ernte
Formen Zylindrisch, Aufsteigend, Hoch, Verzweigt Pyramidenförmig, Spitz, Scharfkantig, Sternförmig Flach, Niedrig, Kantig, Rechteckig Rund, Geschwungen, Kugelförmig, Kuppel Wellig, Amorph, Unregelmäßig, Gekrümmt
Steht für Schöpfung, Leben, Wachstum, Aktivität Leidenschaft, Intellekt, Aktivität, Handeln Zuverlässigkeit, Sicherheit Erfolg, Solidität, Führerschaft, Organisation Tiefe, Kraft, Flexibilität, Kommunikation
Typische Bauwerke

Religiöse und militärische Gebäude, Monumente

Bürohäuser

Tempel, Türme Fabriken, Wohnhäuser Religiöse und Politische Gebäude Museen, Opernhäuser
Geeignet für folgende Einrichtungen Kindergarten, Schulen, Universitäten, Krankenhäuser, Wohnhäuser Schulen, Universitäten Geschäft Fabrik, Lager, Produktionsstätte, Werkstätten Geschäfts-gebäude, Forschungs-einrichtung, Politische Gebäude, Bankgebäude, Bibliotheken, Institutionen Kommunikation, Museen, Opernhäuser,